Mittwoch, 23. Oktober 2024, Berliner Zeitung
Menschliche Abgründe verstehen
Ein neuer Podcast über den Gefängnis-Alltag
D as Leben im Gefängnis ist eine Welt mit strengen Vorschriften und eigenen Regeln. Einblicke für Außenstehende sind rar. Hier setzt ein neuer Podcast des Rundfunks Berlin-Brandenburg und des Tagesspiegels an. Die achtteilige Serie „Unter Mördern – Leben im Gefängnis“ taucht ein in den „Kosmos Knast“, wie Autorin Katja Füchsel und Moderatorin Teresa Sickert versprechen. „Wir wollen die menschlichen Abgründe verstehen“, sagen sie. Darum setze das Projekt zu dem Zeitpunkt an, wo die Straftäter verurteilt und seit längerem in Haft seien. Was macht das mit Menschen, lebenslänglich im Gefängnis zu sein? Kann man im Knast wirklich ein besserer Mensch werden? Diesen Fragen wollen die True-Crime-Expertinnen nachgehen. Autorin Katja Füchsel, unter anderem für den Podcast „Tatort Berlin“ bekannt, hat dafür nach eigenen Angaben mehr als eineinhalb Jahren vier Insassen des Berliner Gefängnisses Tegel begleitet, das zu den größten in Deutschland zählt.
Rund 750 Gefangene und 55 Sicherungsverwahrte (Stand: 16. Oktober) sitzen dort laut Senatsjustizverwaltung ein, davon 160 Menschen in der Teilanstalt 5. In diesem Gebäude sind Straftäter untergebracht, die zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden sind.
Dazu gehört Thomas Rung, der bis heute als der gefährlichste Serienmörder Berlins gilt. Der 63-Jährige und drei weitere Verbrecher sind die Protagonisten in dem Podcast. In den ersten beiden Folgen geht es um Rung, den das Landgericht Berlin 1996 zu zweimal lebenslänglich verurteilt hat. Sechs Frauen und seinen Stiefbruder hatte er damals ermordet. Im Prozess legte der 1,90 Meter große, kräftig gebaute Mann eine Lebensbeichte ab. Rund 20 Jahren bringt Rung in einem Wutausbruch fast einen Mithäftling um. Gutachter und Beschäftigte der Justizvollzugsanstalt kommen zu dem Fall zu Wort. Der Podcast kombiniert Elemente des Storytellings mit Studio-Gesprächen.
Die ersten beiden Folgen sind in der ARD Audiothek veröffentlicht sowie auf tagesspiegel.de. (dpa)